Sonntag, 20. Mai 2012

National Stud Kladruby Nad Labem and Slatinany



Herzlich Willkommen im Nationalgestüt Kladruby Nad Labem!


Nach zwei Tagen Großstadttrubel standen uns nun vier Tage Landluft bevor. Unser Weg führte uns in das Nationalgestüt Kladruby Nad Labem in der Nähe von Pardubice, wo die Altkladruber Schimmel gezüchtet werden. Von den Altkladrubern existieren weltweit nur ca. 1600 Tiere, wobei etwa die Hälfte in Kladruby und Slatinany gehalten werden. Slatinany ist die Zuchststätte der Altkladruber Rappen.
Das Gestüt Kladruby und die Stammstutenherde sind im Jahr 2002 zum nationalen Kulturdenkmal erklärt worden, was einzigartig auf der Welt ist.


Jeden Morgen um 8.30 Uhr werden die Zuchtstuten mit ihren Fohlen auf die Weide getrieben und das unabhängig vom Wetter. Denn Bewegung, frische Luft und Sozialkontakt sind unverzichtbar für eine gute Entwicklung der jungen Pferde. Am Nachmittag geht es zurück in die hellen und luftigen Laufställe, die ebenfalls genügend Bewegung und Sozialkontakt bieten.



Auf der Weide wird getobt, ...


... getrunken, ...


... geschlafen, ...


... gekrault, ...


... zusammen Neues erkundet ...


... und manchmal auch geschmust.


Alle Fohlen werden dunkel geboren, je nach Grundfarbe als Braune, Rappen oder auch mal Falben, und schimmeln später aus. Mit etwa 8 Jahren sind sie dann ganz weiß (Schimmel). Manche etwas früher, manche etwas später. Die Altkladruber Rappen werden direkt in ihrem schwarzen Mantel geboren.
Hier sieht man schon um Augen und Maulpartie, dass nach dem Fohlenfell ein graues Fell durchkommt.


Bei der Geburt wiegen die Fohlen um die 60 kg, meist werden sie nachts geboren und stehen schon nach Kurzer Zeit auf den Beinen.


Auch die Zuchtstuten ohne Fohlen gehen täglich auf die Weide. Die Zuchthengste stehen im ihnen eigenen Hengststall in geräumigen, hellen Boxen und werden täglich unter dem Reiter oder vor der Kutsche bewegt.


Mit sechs Monaten werden die Fohlen abgesetzt und nach Geschlechtern getrennt in den Aufzuchtstationen gehalten. Auch dort stehen sie in Laufställen und gehen am Tage auf die Weide. Die Schimmel werden nach Selmice gebracht, die Rappen nach Slavice.



Das Gestüt Kladruby Nad Labem hat eine lange Tradition. Schon im 16. Jahrhundert wurden hier Pferde gezüchtet. Im Jahr 1560 wurde das Herrschaftsgebiet einschließlich des Kladruber Wildgeheges dem Harbsburger Kaiser Maximilian II. geschenkt, der dort die in Wien begonnene Zucht auf Basis spanischer und italienischer (Corsiero Napolitano) Pferde weiter führte.




So entstand die Rasse des Altkladruber Pferdes, von denen es zu Beginn noch andere Farbschläge gab. Es setzten sich aber die Schimmel für höfische Zwecke durch und die Rappen für kirchliche Zeremonien.




Ein Feuer im Jahr 1757 zerstörte die Gestütsanlage sowie sämtliche Zuchtdokumente. Kaiser Ferdinand V. legte eigenhändig den Grundstein für das neue Gebäudeessemble, als er auf seiner Krönungsreise nach Prag 1836 in Kladruby Station machte.


Die Jungpferde gehen mit 3 Jahren von den Aufzuchtstationen zurück ins jeweilige Gestüt, wo sie unter dem Reiter und vor der Kutsche ausgebildet werden. Im Herbst werden sie dann den Leistungsprüfungen unterzogen und danach entweder für die Zucht verwendet oder verkauft.
Pferde mit Merkmalen, die nicht dem Zuchtziel entsprechen, werden von der Zucht ausgeschlossen, wie der Schimmelhengst auf dem Foto, der ein sogenanntes Fischauge hat.



Die Gestütsanlage umfasst 1200 ha Fläche: Wälder, Weiden, Felder und den englischen Park. Die Parkanlage lädt zu ausgedehnten Spaziergängen, Ausritten oder Ausfahrten mit der Kutsche ein.




Besonders schön finde ich die Sonnenuhr im hinteren Teil des Gestütsschlosses, in dem wir übrigens genächtigt haben. Man kann in der Schlossherberge günstig übernachten, ist aber wirklich kein Luxus. Wer also seinen Urlaub mit der Gestütsbesichtigung verbinden möchte, sucht lieber eine Pension oder ein Hotel auf.



Wir haben es trotzdem genossen und waren auch die einzigen Gäste, was am Abend bei Gewitter zu genügend Stoff für eine Gruselgeschichte reichte.
Im ersten Stock befinden sich die Zimmer (mit Dusche und WC auf dem Flur) und die kleine Gemeinschaftsküche.


Kleines Rätsel: Was ist das?
(Dummie zum Anreiten junger Pferde; erst wenn das Pferd die Holzbeine akzeptierte setzte sich ein richtiger Reiter darauf) 


 In Selmice wachsen die jungen Altkladruber Schimmel auf. Die Aufzuchtstation ist nur wenige Kilometer über eine Allee erreichbar.





Hier können die Jungs und Mädels, nach Geschlechtern getrennt, in altersgleichen Herden unbeschwert ihre Kindheit genießen.

Flehmen



Jährlingsstuten


Miteinander raufen ...


... und dann einträchtig nebeneinander fressen.


Interessante Geräusche können auch vom Raufen ablenken


Die Jungs wirken in ihrem Spielkampf manchmal richtig gefährlich






In Slatinany haben wir einen Tag verbracht, zwischen Gestütsbesichtigung, Schloßbesichtigung und Reitunterricht ist der Tag in windeseile vorbei gegangen.


Das Gestüt war bis zum Endes des 2. Weltkrieges in Privatbesitz. Die Familie Auersperg züchtete hier erfolgreich Rennpferde. Danach zogen hier die Altkladruber Rappen ein, die zu dem Zeitpunkt nur eine sehr kleine Population vorwie, denn nach dem Ende der österreich-ungarischen Herrschaft wurden die Altkladruber verkauft oder geschlachtet. Dank Professor Bilek, der durch sein Regenarationsprojekt diese Rasse vorm Aussterben gerettet hat, ist die Anzahl der Rappen heute wieder stabil.  Erst im Jahr 1992 wurde Slatinany zum Bestandteil des Nationalgestüts, welches etwa eine halbe Stunde Fahrzeit entfernt liegt.
Zum Gestüt Slatinany gehören der Hengst- und der Stutenstall, der Ausbildungsstall oberhalb der Anlage, ein Ausbildungsstall im nahe gelegenen Hermanuv Mestec, wo auch das Sattelmuseum beheimatet ist. Außerdem die Auzuchtstation in Slavica und das Zentrum für Pflanzenbau in Skrovad.
Zudem befindet sich hier eine kleine Sammlung von Kutschen und Ausrüstungsgegenständen.


Damensattel und Hufeisen von Rennpferden (innen stehen die Rennen, die Länge der Strecke und das Jahr der Teilnahme)


Antiker Schlitten


Fohlen im Laufstall


Hengststall mit luftigen hellen Boxen


Statue vor dem Schloß


Mistentsorgung auf traditionelle Art



Und nun ist Schluß!


1 Kommentar:

Rapmira hat gesagt…

Wow, das sind wirklich schöne Bilder! Kann man das Gestüt, wo Sie waren, auch besuchen? Das sieht dort sehr schön aus! Kann man dort auch Reitunterricht bekommen?